UK-Studie zu Kosten eines 8-Stunden-Tags beim Film

Die BBC prüft die Ergebnisse einer Studie zur Einführung eines 8-Stunden-Tags in der Film & TV-Industrie

Laut der amerikanische Branchen-Onlinepublikation Deadline.com vom 11. April 2024 prüft die britische BBC die Ergebnisse einer Studie, welche besagt, dass die Produktionskosten nur minimal steigen würden, wenn der Arbeitstag bei Filmproduktionen von allgemein 10 auf 8 Stunden verkürzt würde.

Die Studie “Designing a Blueprint for a shorter working day in film and scripted drama”, welche am 23. März veröffentlicht wurde, ergab, dass die Kosten um 4% steigen würden, wenn die Branche ihren Standardarbeitstag um zwei Stunden verkürzen würde.

Bei einer Verkürzung der täglichen Arbeitszeit um 20% liegt der Hauptgrund für die geringe Kostensteigerung in der Tatsache, dass 71% der Befragten bereit wären, Ihre Gehaltsansprüche proportional abgesenkt zu sehen. Diese proportionale Absenkung ist damit die Grundlage für die Kostenschätzung, welche in der Studie vorgenommen wurde. Immerhin 98% der Befragten gaben an, sich einen kürzeren Arbeitstag von 8 Stunden zu wünschen.

Die bisher einzigartige Studie wurde vom Sozialunternehmen Timewise und Bectu Vision durchgeführt und maßgeblich von der BBC und von Screen Scotland finanziert. Sie kommt zu dem Schluss, dass es unter diesen Bedingungen prinzipiell sinnvoll sei, einen Produktionsplan zu verlängern, um die tägliche Arbeitszeit zur reduzieren. Diverse Gespräche mit unterschiedlichen Branchenakteuren hätten einen “allgemeinen Konsens” ergeben, dass die Arbeitszeiten bei Film & TV zu lang und unhaltbar seien”. Der Grund für eine zögerliche Haltung zu vertiefenden Diskussionen entsprechender Sondierungen im United Kingdom lagen bisher in den möglichen finanziellen Implikationen. Was bei den letzten Tarifverhandlungen von 2022 zu einer weiteren Fortscheibung des tradierten 10-Stunden-Standards führte.

Die Leitung von Timewise hält fest: “ „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Aktuelle Arbeitsmuster bedeuten, dass wir der Inklusion die Tür zuschlagen. Man verliert sofort Menschen mit familiären Verpflichtungen, Fürsorgepflichten und dem Bedürfnis, alles andere im Leben unter einen Hut zu bringen.“

Zitiert wird außerdem Marcus Ryder, CEO von Film & TV Charity, mit den Worten “Wir beobachten seit langem die schädlichen Auswirkungen übermäßiger Arbeitszeiten auf diejenigen, die bei Film und Fernsehen arbeiten. Sowohl unsere Looking-Glass-Forschung als auch unsere direkte Arbeit mit Kunden haben wiederholt hervorgehoben, welchen Schaden übermäßige Arbeitszeiten für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer haben und welche Rolle sie dabei spielen, dass Menschen die Branche verlassen.”

Die BBC prüft nun die Ergebnisse der Studie, vermutlich insbesondere im Hinblick auf die Verallgemeinerbarkeit der zugrunde liegenden kostensteigernden Faktoren.

Übertragen auf die aktuellen tarifpolitschen Forderungen der Ver.di FilmUnion in Deutschland, welche in den laufenden Tarifverhandlungen zum TV-FFS, dem Tarifvertrag für freie Film- und Fernsehschaffende, dieselbe Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich fordert, würde dies beispielsweise für einen fiktionalen 90-Minuten Fernsehfilm eine Kostensteigerung von rund 14% bedeuten, wenn man von einem Personalkostenanteil von rund 50% der Projektkosten ausgeht. Ob die Angebotsmodelle von Dienstleistern der Filmproduktion bei längeren Produktionszeiträumen in der bisher kalkulierten Form weiterhin Bestand hätten, wäre bei derartiegen Schätzungen ein zweiter wesentlicher Faktor.

Der Artikel von Deadline.com:
https://deadline.com/2024/02/bbc-landmark-study-eight-hour-working-day-tv-film-1235820132/#comments

Zum PDF-Download der Studie auf Timewise.co.uk:
https://timewise.co.uk/wp-content/uploads/2022/11/How-to-make-flexible-working-work-in-film-TV-industry.pdf